Monday 19 September 2011

Natürlich schön - Renaissance Portraits

Zurzeit gastiert in Berlin im Bodemuseum die Ausstellung "Gesichter der Renaissnce". Nun ist darüber schon viel gesagt und geschrieben worden -  klar werde ich versuchen an eine Karte zu kommen, obwohl sie heiß begehrt sind. Mich interessieren weniger die Münzen und Statuen in der Ausstellung als die Portraits und Gemälde der Frauen. Was für ein Leben spiegelt sich in den Portraits wieder?
 
www.smb.museum/smb/gesichter/
Das Idealbild einer perfekten Frau war im 14. – 16. Jahrhundert noch dasselbe wie im Mittelalter geblieben. Schön hatte die Frau auf alle Fälle zu sein, d.h. sie musste eine hohe, breite, glatte und schimmerndweiße Stirn besitzen, zudem leicht geschwungene, schmale Augenbrauen mit azurblauen, schwarzen oder braunen Augen. Von der dunklen Augenfarbe versprachen sich die Männer eine sanfte, heitere Frau. Die Nase sollte zierlich und schmal sein. Nur die Wangen durften sich rosig färben. Die zarten Hände sollten sich wie feine Seide anfühlen. Das Haar hatte gelockt bis zu den Kniebeugen zu reichen. Die schlanke Gestalt der Idealfrau sollte weder übermäßig groß, noch allzu kindlich wirken.

www.smb.museum/smb/gesichter/
Führende männliche geistliche und/oder humanistische Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts waren über den Wert und die Funktionen der Frauen jedenfalls sehr unterschiedlicher Meinung. Die Aufgaben des weiblichen Geschlechtes definierte Martin Luther († 1546) folgendermaßen: sie sollte die Gefährtin des Mannes sein, Kinder gebären und für den Haushalt sorgen. Immerhin gab er zu, dass der Einsatz der Frauen für die Religion oft größer und mutiger als der der Männer sei. Graf Baldassare Castiglione († 1529), italienischer Schriftsteller und Diplomat, hielt die Frauen für vollkommene Geschöpfe, die selbstverständlich dieselben geistigen Fähigkeiten wie die Männer besitzen würden. "Sind diese zufälligen Eigenschaften geistiger Art, so erwidere ich, daß alles, was die Männer begreifen können, auch von den Frauen begriffen werden kann und daß, wohin der Verstand des einen dringt, der der anderen auch dringen kann."

www.smb.museum/smb/gesichter/
Die Portraits zeigen nicht nur Mode und feine Stoffe, durch das Profilbildniss glaubte man am wahrheitsgetreusten abbilden zu können. Streng und klar wurden die Details erfasst - dadurch glaubte man am wenigsten beschönigen zu können und damit der Forderung nach Überprüfbarkeit und Genauigkeit am besten zu entsprechen. Welch ein Unterschied zu heute, wenn dank Photoshop und anderen Retuschierwerkzeugen keine Frau mehr so aussehen muss (kann) wie sie wirklich ist. Sollten wir uns zurück auf die Renaissance besinnen?


 
www.smb.museum/smb/gesichter/

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